Die Geschichte der Bulldogge

 
Woher stammt der Englische National Hund nach dem man Jagdflugzeuge, Kriegsschiffe und Traktoren benannt hat. Auch viele Sportler lassen sich gerne den Beinamen Bulldog verleihen, steht dieser doch für Mut, Ausdauer, Kühnheit, Leidenschaft, Beharrlichkeit und Willensstärke.

Nun die Vorfahren der Bulldogge entstammen den frühen Molossern der Perser , die Phönizische Kaufleute um 600 v. Ch. mit auf die Britischen Inseln brachten und die dort mit ortsansässigen doggenartigen Hunden gekreutzt wurden. 95 v. Ch. wurden diese erstmals urkundlich vom römischen Geschichtsschreiber Gratius Faliscus erwähnt.

Laut Strabon (38n.Ch.) habe man die Pugnaces Britanniae im Krieg und zur Jagd verwendet. Der Beschreibung nach hatten sie große Köpfe, hängende Ohren, einen breiten Fang und schwere Lefzen. Sie fanden Verwendung als Kriegs und Jagdhunde, sehr geschätzt war ihr großer Mut, ihre Kampfkraft und Kühnheit. Für die Jagd auf wehrhaftes Großwild wie Bären, Wildschweine und Wildrinder wurden sie eingesetzt, als Saupacker, Bullen und Bärenbeißer. Wie zur heutigen Zeit noch der Dogo Argentino in den weiten Pampas von Argentinien.

Der Herzog von York Edward von Longlay (1341-1412) berichtet in seinem Buch ,,Master of the Game“ Von mehreren Alaunt Schlägen die für die Jagd, oder als Metzgerhunde zum Viehtrieb eingesetzt wurden. Dieser war ein schwerer stämmiger Hund mit breitem Fang und großem Kopf, der auch zum Bull-baiting verwendet wurde. Der Beschreibung nach verfügte er über eine so starke Beißkraft das ein einzelner Hund in der Lage war einen ausgewachsenen Bullen fest zu halten. Das Bullenbeißen erfreute sich im Mittelalter großer Beliebtheit und dies nicht nur in England. Die Alaunts waren größer als die heutigen Bulldoggen, sie hatten wahrscheinlich mehr Ähnlichkeiten mit großen Molossern wie Bordeuxdoggen oder Boxern, die ja vom Deutschen Bullenbeißer abstammen.

Gezielte Selektion in der Zucht veränderte mit der Zeit das Aussehen des frühen Bulldog, Ziel war es seine Leistung beim Bullenbeißen zu steigern. Die Vorderläufe wurden kräftiger und kürzer die Hinterläufe steiler so das die Hüfte höher als die Schulterpartie war. Der Rücken kürzer, der Unterkiefer länger und die Nase leicht zurück gekippt . Er sollte durch die steile Hinterhand und den kurzen Rücken wendiger und explosiver werden, die kurzen Vorderläufe ihn dichter über den Boden halten um den Hörnern besser auszuweichen. Der längere nach oben gebogene Unterkiefer ein besseres festhalten des Bullen bewirken und die nach hinten gekippte Nase das Atmen erleichtern. Manche Experten sind der Meinung das die großen Querfalten am Kopf des Bulldog dazu dienen sollten, herabtropfendes Blut von den Augen fernzuhalten. Hierzu gehen die Meinungen auseinander da die Faltenbildung auch durch den verkürzten Oberkiefer entstanden sein kann.

Eine alte Überlieferung des Bullbaiting gibt es von John Houghton:

„Man legt dem Stier ein starkes Halsband um den Nacken, an dem ein dickes Seil befestigt ist. Dieses Seil wird an einem kräftigen Eisenreifen befestigt der um einen Baum gelegt wird festgemacht, so dass sich der Stier in der Runde bewegen kann, ohne sich zu verwickeln. Nun werden die sogenannten Bullen-Hunde, herbeigebracht, auf ihn gehetzt und losgelassen. Diese müssen eine kurze Nase haben, damit sie--einmal fest in das Fleisch des Bullen verbissen--zum Schnaufen nicht loslassen müssen. Ein guter Hund wird von vorne auf den Stier losgehen und nicht von hinten. Er muss ihn an der Nase zum fassen versuchen oder am Hals. Der Stier kennt diese schwachen Punkte, senkt den Kopf tief zu Boden und geht mit seiner gefährlichsten Waffe, den Hörnern auf den Hund los. Darum ist es Wichtig das ein Bullen-Hund nieder auf den Beinen steht, damit er nicht von den Hörnern aufgespießt werden kann“.

Die Britischen Bulldoggen waren in ganz Europa bekannt und wurden auch in andere Länder exportiert. Im Jahre 1835 wurden in England alle Tierkämpfe verboten, für die Bulldoggen begann nun eine schwere Zeit, hatten sie doch für die meisten ihrer Züchter den Verwendungszweck verloren. In den darauf folgenden Jahren war die Population der Hunde stark rückläufig. Wahrscheinlich wäre die Rasse heute ausgestorben, hätte es nicht Züchter wie Ben White oder Bill George gegeben, die die Rasse durch diese schwere Zeit getragen haben.

1856 fand die erste Hundeausstellung in Newcastle statt, diese Veranstaltung erfreute sich so großer Beliebtheit das weitere organisiert wurden. Den Bulldoggen blieb die Teilnahme jedoch bis 1860 verwehrt, da sie immer noch mit dem Kampfhunde Image belastet waren.

1864 wurde mit The Bulldog Club der erste Rassehundeverein gegründet, und von Mr. Samuel Wickens der erste Rassestandard verfasst, der als Vorbild die Hündin Rosa nach dem Gemälde von A.Copper aus dem Jahr 1816 hatte. Beim Wesen des Bulldog wurde ab sofort mehr Wert auf Verträglichkeit gelegt, aus dem einstigen Kampfhund entwickelte sich mit der Zeit ein treuer und verlässlicher Familienhund.

Mit der Gründung des English Kennel Club 1873 brach die Zeit der Rasse Hundezucht an. Bei den ersten Schauen wurden die Bulldoggen nicht nur nach Geschlecht und Alter, sondern auch nach Gewicht getrennt gerichtet was für die Vielfalt in der damaligen Rasse spricht. 1894 wurde der erste 30 jährige „Rosa“ Standard verworfen und der Grundstein für den modernen Englisch Bulldog gelegt. Wurde früher der Hund nach den Gebrauch, Leistung gezüchtet, stand jetzt die Optik der Hunde nach dem jeweiligen Rasse Standard bei der Zucht im Vordergrund.

Damit begann der Niedergang der meisten Hunderassen, von denen die meisten heute einen Inzucht-Koeffizienten von weit über 30% aufweisen. Harte Linien und Inzucht führten zur genetischen Verarmung aller Rassen. Die Gesundheitlichen Folgen für den Englisch Bulldog: Probleme bei der Atmung durch ein übertriebenes Kopfbild ( zu kurze Nase, zu großes Gaumensegel, usw. ), Herzprobleme aufgrund des schweren Körpers und der schlechten Atmung. Gelenkprobleme im Hüft, Ellenbogen und Schulterbereich aufgrund der schlechten Proportionen und des übertriebenen Körperbaus (zu breiter stand im Frontbereich, zu hohes Körpergewicht). Kein selbstständiger Deckakt mehr möglich, überwiegend Kaiserschnitte bei der Geburt und geringe Wurfpopulationen.

1971 begann David Leavitt aus Pensylvania nach dem Rinderzuchtprogramm der Ohio State University mit der Zucht des Olde English Bulldog. Es sollte eine Rückzüchtung der Englisch Bulldogge sein, wie sie Anfang des 19 Jahrhunderts war. Sein Ziel war es der Bulldogge wieder mehr Gesundheit und Lebensqualität zu geben. Hierzu bediente er sich mehrerer Auskreuzungen mit Bulldog-verwandten Rassen und nutzte den heterosen Effekt dieser Verpaarungen. Ab 2006 wurde aus dem Olde Englisch Bulldog der Leavitt Bulldog, er ist von der FCI nicht als Rasse anerkannt, jedoch vom UKC.

2001 unternahm die Schweizer Bulldoggenzüchterin Imelda Angern in Zusammenarbeit mit der SKG(Schweizer VDH) einen Zuchtversuch. Ziel war es einen Mittelgroßen Bulldog zu züchten der alle vom Tierschutz geforderten Voraussetzungen erfüllt. Da der anfängliche Versuch die Englische Bulldogge aus der eigenen Rasse heraus zu gesunden nicht den erhofften Erfolg hatte, begann man mit der Kreuzung von Englisch Bulldog mit Olde English Bulldoggen. Diese Hunde bezeichnete man erst als PickWick Bulldogs Olde Typ. Nachdem der Zuchtverband aus England diese Neuzüchtung entschieden ablehnte, stellte Frau Angern am 15.09.2004 bei der SKG einen Antrag auf die Schaffung einer neuen Rasse, den Continental Bulldog.

Aktuell ist dieser von der FCI nicht Anerkannt jedoch von folgenden Nationalen Vertretern: SKG-Schweiz, VDH-Deutschland, SCC Frankreich .

Im Jahr 2009 änderte der British Kennel Club grundlegend den Standard des English Bulldog. In Zukunft soll die Gesundheit und das Wohlergehen der Hunde im Vordergrund stehen. Deshalb soll auf übertriebene Merkmale wie zu kurze Nase, zu große Köpfe, besonders faltiges Gesicht, zu kurze Läufe und eine Verbesserung der Atmung sichergestellt werden. Auch sollen Maßnahmen ergriffen werden um die Kaiserschnittquote zu senken, den Rückgang der Fruchtbarkeit und der Welpensterblichkeit entgegen zu wirken. Die FCI hat diesen Standard am 13 Oktober 2010 übernommen. Der ACEB, der in Deutschland das Zuchtbuch führte , wurde 2011 vom VDH ausgeschlossen. Der VDH nimmt die Zucht und die Zuchthoheit für den Englisch Bulldog selbst wahr.

Aktuell liegt die Hoffnung zum Erhalt der Bulldogge bei den kleinen Züchtern und Vereinen, wenn die Rasse überleben soll muss man in der Zucht offen sein und darf nicht den Fehlern der Vergangenheit verfallen. Die großen Organisationen und Vereine sind in ihren Rasse Standard gefangen, sie müssten ihr ganzes System und Denken Grundlegend verändern um den Hunden eine Chance auf eine Zukunft zugeben.